Es war fantastisch. Es hat richtig Spaß gemacht, sich mal mit jemandem auf einem richtig hohen Niveau über Gesellschaft und Kapitalismus zu unterhalten. Er ist wirtschaftlich eigentlich eher liberal eingestellt und ich bin halt Kommunist. Wenn wir das noch ein paar mal öfters machen, werde ich den mit Sicherheit auch noch zum Kommunismus bekehrt. Das ganze wurde dann nochmal spannender, als wir das Gespräch ziemlich bekifft weitergeführt haben.

  • aaaaaaaaargh@feddit.org
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    5 days ago

    Wenn Sozialismus nicht so furchtbar unrealistisch wäre, fänd ich den auch gut, aber ich glaube, das Prinzip verstößt gegen den menschlichen Naturzustand des Arschlochseins.

      • aaaaaaaaargh@feddit.org
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        5 days ago

        Hab ich früher auch gedacht, aber heute nicht mehr. Was ich aber immerhin nach wie vor glaube, ist, dass Sozialismus das perfekte Endgame für den Turbokapitalismus sein könnte. Wenn du viel zu viel hast, wird es einfach verteilt.

        • Randelung@lemmy.world
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          5 days ago

          Knappheit ist die Grundlage des Kapitalismus, zur Not künstlich. Verteilt wird nie was, da wird es vorher vernichtet.

        • cows_are_underrated@feddit.orgOP
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          5 days ago

          Das ist so. Sozialismus ist ja quasi das Ende des Kapitalismus, mit dem Ziel sich langfristig selbst abzuschaffen und in den Kommunismus überzugehen. Sozialismus beschreibt die Phase des Übergangs vom Kapitalismus in den Kommunismus. Das heißt konkret, dass im Sozialismus die Produktionsmittel enteignet werden und die Gesellschaft “umerzogen” wird um den Kommunismus voranzutreiben.

          • aaaaaaaaargh@feddit.org
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            5 days ago

            Ich hänge da einer anderen These an. Kennst du André Gorz? Der hat ein Buch geschrieben mit dem Titel “Auswege aus dem Kapitalismus” und das klingt reißerischer, als es eigentlich ist. In seiner Vision geht der Kapitalismus zu einem undefinierten neuen Zustand über, also quasi einer noch nicht erfundenen Gesellschaftsstruktur. Er deutet zwar an, dass es in Richtung Sozialismus gehen könnte, aber materialisiert das nicht vollständig in seinen Ausführungen.

            • cows_are_underrated@feddit.orgOP
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              5 days ago

              Das Buch bzw den Autor kenne ich leider nicht (auch wenn ich den Titel glaube ich schon mal gehört habe), desh alb kann ich da leider nichts zu sagen.

      • IceFoxX@lemm.ee
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        5 days ago

        Ja aber in der Steinzeit. Jeder der dann am Fortschritt beteiligt ist gehört getötet, weil dieser sich exakt in diesen Augenblick über die anderen stellt. Als etwas besseres. Es widerspricht den Prinzip der absoluten Gleichheit

          • IceFoxX@lemm.ee
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            5 days ago

            Sozialismus ist eine politische Weltanschauung, die darauf abzielt, eine solidarische Gesellschaft zu schaffen, in der die Grundwerte Freiheit und Gleichheit verwirklicht werden.

            Habt ihr überhaupt eine Ahnung? Vor allem das die Palette beim Sozialismus ziemlich breit gestreut ist.

            • cows_are_underrated@feddit.orgOP
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              5 days ago

              Sozialismus ist eine politische Weltanschauung, die darauf abzielt, eine solidarische Gesellschaft zu schaffen, in der die Grundwerte Freiheit und Gleichheit verwirklicht werden.

              So vom Prinzip stimmt das, jedoch steckt in dem was du da sagst deutlich mehr drin. Dieses erreichen von Gleichheit wird erreicht, indem die Produktionsmittel in die Hand der Arbeiterschaft überführt werden, die Ressourcenverteilung so angeglichen wird, dass jeder den gleichen Zugang erhält und die gesamte Gesellschaft so “umerzogen” wird, dass sie sich als ein Teil sieht und jede Arbeit dem Zwecke dient die Gesellschaft zu erhalten, wovon auch die Einzelperson profitiert.

              Das was du ursprünglich meintest setzt ja voraus, dass sämtliche Formen von persönlichem Engagement illegitim sind, weil die entsprechende Person sich damit von der Masse abhebt. Diesem würde ich vehement wiedersprechen, da Gleichheit nicht bedeutet, dass jeder ein Klon des anderen ist und nicht mehr oder weniger tun darf. Gleichheit heißt, dass jede/-r sich so in die Gesellschaft einbringt, wie die entsprechende Person kann. Das heißt, dass die, egal auf welche Art und Weise, eingeschränkte Person den gleichen “Wert” hat wie die Person welche über sich hinauswächst und mehr zur Gesellschaft beiträgt. Technologischer Fortschritt ist übrigens eines der wichtigsten Mittel für die Erreichung dieses Fortschrittes. Wenn wir durch Technologie in der Lage sind, Personen an anderen Bereichen des Lebens Teilhaben zu lassen ist dies ein Gewinn für die Gesellschaft. Die Personen die die Technologie entwickeln und herstellen, haben also wieder aktiv etwas für die Gesellschaft getan. Wenn Personen ihre persönliche Erfüllung in der Arbeit für die Gesellschaft sehen sind diese Personen zu unterstützen, da sie die Personen sind, welche uns voranbringen.

              • IceFoxX@lemm.ee
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                5 days ago

                Reden wir dann aber noch über den Kern sprich Sozialismus oder schon eine Variante die darunter fällt ( zBstaatlicher Kapitalismus. Beispiel die skandinavischen Länder) . Ich will dir da auch gar nicht wiedersprechen oder Sozialismus schlecht reden. Aber vom Kern her würde dieses Entwicklungsstillstand bedeuten da dies automatisch Ungleichheit bedeuten würde.

                Wenn ein Staat übernimmt herrscht schon Ungleichheit aufgrund der Existenz des Staates der Macht über die Menschen ausübt. Vom Prinzip her

                • cows_are_underrated@feddit.orgOP
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                  5 days ago

                  Ich für mich Rede vom Sozialismus in seiner angedachten Form.

                  Aber vom Kern her würde dieses Entwicklungsstillstand bedeuten da dies automatisch Ungleichheit bedeuten würde.

                  Kannst du das ganze auch erklären, weil ich für mich bin absolut nicht in der Lage deinen Punkt nachzuvollziehen.

                  • IceFoxX@lemm.ee
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                    5 days ago

                    Mh Keiner hat es = alle gleich Einer entwickelt etwas ergo hat nur dieser es indem Moment = Ungleichheit Die Gesellschaft daran Bereichen lassen ( und sei es “nur” durch wissen) = naja findet ja schon später statt wo die Ungleichheit ggf wieder ausgeglichen wird.

                    Kannst dich aber zB auch mit keinen früheren Erfinder gleichsetzen. Kannst dir zwar eine Glühbirne basteln und die Botschaft verbreiten du hättest gerade die Glühbirne erfunden aber stimmen würde es nicht.

                    Vom Kern Prinzip widerspricht Sozialismus halt Entwicklung.

          • IceFoxX@lemm.ee
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            3 days ago

            Oh man… Immer noch nicht die Definition von Gleichheit verstanden? Immer noch nicht kapiert um welches Kernprinzip es beim Sozialismus geht und das es ach keine Ahnung wie viele unter Varianten es beim Sozialismus gibt? Ja fühlt euch erhaben und als besseres ( so richtig anti sozial so richtig gegen die Prinzipien des Sozialismus ) indem ihr meint zu urteilen was alles Sozialismus ist und was nicht. Ja ihr seid die für euch Auserwählten oder? Geisteskranke

              • IceFoxX@lemm.ee
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                3 days ago

                Klar Schwachsinn… Logisch wenn man die Definitionen der einfachsten Wörter nicht mal kennt. Armes verkommendes Deutschland

                  • IceFoxX@lemm.ee
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                    3 days ago

                    Geh in die Verträge Grundschule lerne Mal Begriffe wie gleich Gleichheit etc. Meine Fresse ist Deutschland am verblöden. Willkommen in idiocracy. Kein Wunder dass Deutschland politisch komplett am Arsch ist.

    • Prunebutt@slrpnk.net
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      13
      ·
      5 days ago

      Dass Menschen sich so arschig verhalten kommt aber nicht aus dem “menschlichen Naturzustand des Arschlochseins”, sondern daher, dass wir in einem System Leben, wo arschig sein de facto Lebensnotwendig ist. Wir leben in einer auf Konkurrenz ausgerichteten Gesellschaft und in der Konkurrenz gibt es nunmal immer Gewinner und Verlierer. Das ist aber nicht der “natürliche” Zustand.

      Wenn dem so wäre, wären die Menschen schon längst ausgestorben. Dazu ist die Entwicklung bis zur Geschlechtsreife beim Menschen viel zu lang.

      Tatsächlich ist Kooperation innerhalb einer Spezies ein wichtiger evolutionärer Faktor, wie es Pjotr Kropotkin (einer der Vordenker des Aiarchokommunismus) vor gut 100 Jahren dargelegt hat.

      • aaaaaaaaargh@feddit.org
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        ·
        5 days ago

        Ich hatte mal das Glück, Anthropologie studieren zu dürfen, was absolut unironisch eine echt wertvolle Erfahrung war und weswegen ich dazu jetzt was sagen kann. Kooperation, aber auch Rivalität sind beides Faktoren, die relevant sind. Es stimmt nicht, dass Egoismus ein rein gesellschaftlich impliziertes Phänomen ist - das ist auch ein Zirkelschluss, denn ohne Egoismus im Naturzustand gäbe es keine egoistische Gesellschaft. Beides ist absolut naturgegeben da, wie auch bei den meisten kooperativ lebenden anderen Spezies. Man kann das gut erkennen, wenn man sich mit der sog. Ludologie beschäftigt, also der Wissenschaft um das Spielen. Spiele haben bei den meisten Spezies den Zweck des Trainings und der Erlernung der Rangfolge im Rudel und letzteres basiert absolut ab Egosimus und Devotion.

        Um etwas wie Sozialismus einzuführen, müsste also entweder einer dieser beiden Naturzustände verlassen werden oder aber einfach Resourcenüberfluss herrschen, der die Umverteilung im Effekt irrelevant macht.

        • Prunebutt@slrpnk.net
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          ·
          5 days ago

          Es stimmt nicht, dass Egoismus ein rein gesellschaftlich impliziertes Phänomen ist

          Das hab ich so auch nicht behauptet. Mein Punkt ist, dass unser aktuelles Gesellschaftssystem fundamental auf Konkurrenz aufgebaut ist.

          Dass Spiele “meistens” den Zweck der “Rangfolge” haben kauf ich dir so leider auch nicht ab. Es gibt genügend Spezies, die spielen und keine Rangordnung besitzen.

          Wir leben de facto im Resourcenüberfluss. Nur ist das Ziel der kapitalistischen Wirtschaftsweise nicht die Versorgung der Menschen mit Resourcen, sondern Wirtschaftswachstum.

          Wenn du Anthropologie studiert hast, kennst du doch sicher David Graeber. Auf dessen Arbeit basiert meine Überzeugung größtenteils.

          • aaaaaaaaargh@feddit.org
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            5 days ago

            Mein Punkt ist, dass unser aktuelles Gesellschaftssystem fundamental auf Konkurrenz aufgebaut ist.

            Ja, das hab ich schon verstanden, daher kommt ja meine Antwort. Ich hab ja auch die These aufgestellt, dass das deshalb ist, weil es dem darwin’schen Naturzustand entspringt, so wie auch Kooperation. Das hab ich in anderem Zusammenhang mal bei Hobbes so gelesen, weiß aber nicht mehr, welches Buch das war. Da war aber auch die Konklusion, dass Kooperation nötig zur “Deckelung” ist, weil sonst die Rivalität ausartet.

            Dass Spiele “meistens” den Zweck der “Rangfolge” haben kauf ich dir so leider auch nicht ab.

            Das liegt daran, dass ich das nicht gesagt habe. Ich schrieb “Training und der Erlernung der Rangfolge”, also diese beiden Elemente. Außerdem bedeutet “meistens” eben gerade “nicht alle”, weswegen ich das überhaupt erst vorangestellt habe. Daher ist mir das schon klar, dass es andere Spezies gibt (bei Delphinen weiß man’s zum Beispiel nicht genau), aber das ist nicht relevant für die Betrachtung und ändert auch nichts an ihr.

            Wir leben de facto im Resourcenüberfluss. Nur ist das Ziel der kapitalistischen Wirtschaftsweise nicht die Versorgung der Menschen mit Resourcen, sondern Wirtschaftswachstum.

            Wir leben noch im Resourcenüberfluss. Da diese Resourcen aber nicht endlich sind und wir Nachhaltigkeit nicht hinbekommen, halte ich ein System basierend auf diesem Fundament für wackelig (daher u.a. meine ursprüngliche Aussage). Außerdem war es eigentlich nicht so gemeint. Wenn keine Not der Versorgung besteht, dann kannst du im Prinzip jedes System einführen, aber es ist dann vermutlich nicht nachhaltig (siehe Römer als prominentes Beispiel). Ich halte sozialistische Ansätze dadurch durchaus für eine Lösung dieses Problems, zu der der Mensch aber leider nicht ohne Verbiegen kompatibel ist.

            Wenn du Anthropologie studiert hast, kennst du doch sicher David Graeber. Auf dessen Arbeit basiert meine Überzeugung größtenteils.

            Ich hab nicht ausschließtlich Anthropologie studiert, aber ich hab mich im Zuge meines ersten Hauptstudiums damit beschäftigt und fand es interessant. David Graeber sagt mir aber nichts, ich war im neuzeitlichen Philosophiekontext überwiegend mit Spieltheorie und damit vermutlich woanders beschäftigt.

            • Prunebutt@slrpnk.net
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              5 days ago

              Ich hab ja auch die These aufgestellt, dass das deshalb ist, weil es dem darwin’schen Naturzustand entspringt

              Und ich halte diese These für ein Missverstehen von Darwin.

              Das hab ich in anderem Zusammenhang mal bei Hobbes so gelesen, weiß aber nicht mehr, welches Buch das war. Da war aber auch die Konklusion, dass Kooperation nötig zur “Deckelung” ist, weil sonst die Rivalität ausartet.

              Ja, das Weltbild klingt sehr nach Hobbes. Vermutlich war das Buch sein “Leviathan”. Meines Wissens nach ist Hobbes nur mittlerweile wissenschaftlich widerlegt. Außerdem halte ich seine Logik für nicht schlüssig (kurz: Der Mensch ist nur auf seinen Vorteil aus und gleichzeitig weise genug, zu wissen, dass er seinen eigenen Vorteil zurückstecken muss… Dann ist der Mensch nicht nur auf seinen Vorteil aus).

              Das liegt daran, dass ich das nicht gesagt habe. Ich schrieb “Training und der Erlernung der Rangfolge”, also diese beiden Elemente. Außerdem bedeutet “meistens” eben gerade “nicht alle”, weswegen ich das überhaupt erst vorangestellt habe. Daher ist mir das schon klar, dass es andere Spezies gibt (bei Delphinen weiß man’s zum Beispiel nicht genau), aber das ist nicht relevant für die Betrachtung und ändert auch nichts an ihr.

              Naja, dann fehlt für mich der Beweis, dass Menschen einen ähnlichen Drang zur Rangordnung haben. Du sagst ja selbst, dass es nicht bei allen Spezies der Fall ist.

              Wir leben noch im Resourcenüberfluss. Da diese Resourcen aber nicht endlich sind und wir Nachhaltigkeit nicht hinbekommen, halte ich ein System basierend auf diesem Fundament für wackelig (daher u.a. meine ursprüngliche Aussage).

              Naja, der Sozialismus ist das einzige mir bekannte System, das auf eine Nachhaltige Nutzung von endlichen Ressourcen aus ist (ohne dabei Genozide durchzuführen).

              Ich kann David Graeber sehr ans Herz legen. Seine Arbeit war nicht perfekt, aber er hat es auf jeden Fall geschafft, als natürlich gegebene Narrative über die menschliche Entwicklung zu hinterfragen. Besonders in seinem Buch mit David Wengrow “Anfänge”, oder in seinem Buch “Schulden”. In ersterem wird z.B. mit Hobbes’ Leviathan abgerechnet. Ein bisschen kürzer ist Fragments of an anarchist anthropology

              • aaaaaaaaargh@feddit.org
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                5 days ago

                Und ich halte diese These für ein Missverstehen von Darwin.

                Der Begriff der natürlichen Selektion besagt meiner Auffassung nach, dass das stärkere Individuum die Nachkommen zeugt, um die Robustheit der Art zu erhöhen. Demnach ist das der Evolutionstheorie entsprechend ein Naturzustand. Darauf habe ich nur argumentiert, wo habe ich deiner Meinung nach hier Darwin missverstanden?

                Ja, das Weltbild klingt sehr nach Hobbes. Vermutlich war das Buch sein “Leviathan”. Meines Wissens nach ist Hobbes nur mittlerweile wissenschaftlich widerlegt. Außerdem halte ich seine Logik für nicht schlüssig (kurz: Der Mensch ist nur auf seinen Vorteil aus und gleichzeitig weise genug, zu wissen, dass er seinen eigenen Vorteil zurückstecken muss… Dann ist der Mensch nicht nur auf seinen Vorteil aus).

                Hobbes wurde nicht widerlegt, sondern von seinen Nachfolgern teils kritisiert. Es kamen dann andere Denker wie Rousseau hinzu, die Kooperation als Naturzustand hinzufügten. Das ist aber ein gewöhnlicher Prozess einjeder Wissenschaft, Kontroverse erzeugt nicht automatisch Kontradiktion.

                Naja, dann fehlt für mich der Beweis, dass Menschen einen ähnlichen Drang zur Rangordnung haben. Du sagst ja selbst, dass es nicht bei allen Spezies der Fall ist.

                Intrinsische Hierarchiebildung beim Menschen ist überall zu finden und auch wissenschaftlich kulturübergreifend nachweisbar. Es gibt sogar Studien, die das Erkennen von Statusunterschieden auf evolutionäre Entwicklungen zurückführen. Darüber hinaus würde ich jeden indigenen Initiationsritus als etwas betrachten wollen, das eine Eingliederung in eine soziale Hierachie darstellt - das aber nur als persönliche Vermutung.

                Naja, der Sozialismus ist das einzige mir bekannte System, das auf eine Nachhaltige Nutzung von endlichen Ressourcen aus ist (ohne dabei Genozide durchzuführen).

                Ja, das sehe ich auch so. Ich meinte das auch anders, auf den gesellschaftlichen Aspekt bezogen. Wenn die Voraussetzung für funktionierenden Sozialismus im Resourcenüberschuss gesucht wird, dann halte ich das dahingehend für kritisch, als dass Gesellschaftssysteme erst dann spürbar werden, wenn der persönliche Luxus (=Überschuss) zu Gunsten einer Allgemeinheit (oder im Falle von hegemonialen Strukturen eben zu Gunsten des Souveräns) eingeschränkt wird. Deswegen ja mein Argument: im Überfluss funktioniert so gut wie jede Staatsform, wodurch der Sozialismus aber nicht an anderer Problematik verliert.

                Ich kann David Graeber sehr ans Herz legen. Seine Arbeit war nicht perfekt, aber er hat es auf jeden Fall geschafft, als natürlich gegebene Narrative über die menschliche Entwicklung zu hinterfragen. Besonders in seinem Buch mit David Wengrow “Anfänge”, oder in seinem Buch “Schulden”. In ersterem wird z.B. mit Hobbes’ Leviathan abgerechnet. Ein bisschen kürzer ist Fragments of an anarchist anthropology

                Ich bin gerade sowieso am suchen nach neuer Lektüre in der Richtung, das kommt sehr gelegen. Danke dir für den Tipp!

                • Prunebutt@slrpnk.net
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                  4 days ago

                  Der Begriff der natürlichen Selektion besagt meiner Auffassung nach, dass das stärkere Individuum die Nachkommen zeugt, um die Robustheit der Art zu erhöhen. Demnach ist das der Evolutionstheorie entsprechend ein Naturzustand. Darauf habe ich nur argumentiert, wo habe ich deiner Meinung nach hier Darwin missverstanden?

                  Da sind ein paar Missverständnisse von Darwin drin. Alle leider ziemlich weit verbreitet. Ich umreisse mal das mMn offensichtlichste:

                  1. Geht es bei natürlicher Selektion nicht um “Stärke”, sondern um Angepasstheit an die Umgebung. Mottenarten, die in einem Birkenwald leben haben einen Überlebensvorteil, wenn ihre Flügel hell, oder weiss sind, da sie schwerer von Fressfeinden gesehen werden. Wenn dann die industrielle Revolution nebenan ausbricht und ein haufen Ruß die Birken schwarz färbt, haben auf einmal Motten mit dunkler Flügelfarbe einen Vorteil. Hier geht es nicht um “Stärke”. Ebenjene kann sogar kontraproduktiv sein, wenn es eine bessere Überlebensstrategie ist, davonzulaufen und sich zu verstecken.
                  2. Du klingst fast so, als würden Spezies aktiv die “besten” Individuen aussuchen, um die Nachkommen zu zeugen. Natürliche Selektion ist ein natürlicher Prozess. Da wird nichts mit “Absicht” gemacht (wenn doch, dann nennt man das Eugenik und das ist sowohl moralisch ein Pfuibäh, als auch unwissenschaftlicher Humbug, der nicht funktioniert).
                  3. Wenn der akute Evolutionäre Druck nicht zu stark ist (wie bei Birkenwäldern, die innerhalb von ein paar Jahren schwarz werden für Motten), dann optimiert natürliche Selektion auf eine möglichst hohe genetische Vielfalt (“Varianz”). Diese Varianz ist notwendig für unvorhersehbare Ereignisse, die die Überlebensfähigkeit einer Spezies schmälern können. Angenommen es gäbe in dem Birgenwald nur weisse Motten, kann es sein, dass diese dort aussterben, sobald mal der Ruß kommt. Wenn es jedoch Motten unterschiedlicher weißer, brauner und schwarzer Farbtöne gibt, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass nach einem Ruß-aufkommen die gesamte Spezies überlebt. Eine “das stärkere Individuum pflanzt sich fort” Taktik ist hierbei tatsächlich unzuträglich.
                  4. Genetisches Material wird nicht nur direkt übertragen. Meine Geschwister sind die mir am genetisch ähnlichsten Lebewesen. Wenn es mir darum geht, mein Erbgut weiterzugeben (wie es durchaus in unseren Gehirnen gehardwired sein könnte), dann ist es für mich zum Vorteil, dass sich meine Geschwister auch fortpflanzen. Wenn ich (wie die frühen Menschen) in kleinen Gruppen lebe, dann ist der Zusammenhalt der Gruppe für meine Nachkommen überlebenswichtig. Wenn ein Mitglied der Gruppe diesen Zusammenhalt gefährdet, ist es egal, ob dieses Mitglied das “stärkste” ist. Es gibt soziale Mittel und Wege, dieses “stärkste” Mitglied prosozialer zu machen und wenn das nicht funktioniert, haben die Menschen Gifte und Projektilgeschosse erfunden.

                  Dass der Kapitalismus mittlerweile global etabliert und momentan dabei ist, unsere Lebensgrundlage zu zerstören ist im Übrigen ein gutes Beispiel dafür, dass dieses “Überleben des Stärkeren” keine evolutionär sinnvolle Strategie ist.

                  Hobbes wurde nicht widerlegt, sondern von seinen Nachfolgern teils kritisiert. Es kamen dann andere Denker wie Rousseau hinzu, die Kooperation als Naturzustand hinzufügten. Das ist aber ein gewöhnlicher Prozess einjeder Wissenschaft, Kontroverse erzeugt nicht automatisch Kontradiktion.

                  Meines Wissens nach widersprechen sich die Auffassungen Rousseaus und Hobbes’ fundamental (zusätzlich zu dem, dass Hobbes in sich widersprüchlich ist). Da ergibt es keinen Sinn, dass Rousseau etwas “hinzufügen” würde. Hobbes wurde meines Wissens nach z.B. durch biologische Thesen widerlegt, dass diese menschliche “Natur von Der Mensch ist des Menschen Wolf” dazu geführt hätte, dass wir längst ausgestorben wären. Dazu kommen noch neurologische Untersuchungen von menschlichen Kooperationsverhalten, etc.

                  Intrinsische Hierarchiebildung beim Menschen ist überall zu finden und auch wissenschaftlich kulturübergreifend nachweisbar.

                  Hartes Veto. Die materiellen Bedingungen von Menschen haben einen starken Einfluss darauf, wie Hierarchisch diese Gruppen aufgebaut sind. Jäger und Sammler Völker, die keine Technologien zur Haltbarmachung verwenden (“Immediate Return Hunter Gatherers”) sind z.B. überwiegend Hierarchiefrei aufgestellt.

                  Wenn die Voraussetzung für funktionierenden Sozialismus im Resourcenüberschuss gesucht wird, dann halte ich das dahingehend für kritisch, als dass Gesellschaftssysteme erst dann spürbar werden, wenn der persönliche Luxus (=Überschuss) zu Gunsten einer Allgemeinheit (oder im Falle von hegemonialen Strukturen eben zu Gunsten des Souveräns) eingeschränkt wird.

                  Wäre nach dieser Logik das Leid unter dem Kapitalismus durch Lohnarbeit und Ausbeutung bisher auch nicht “spürbar”? :/

                  Deswegen ja mein Argument: im Überfluss funktioniert so gut wie jede Staatsform, wodurch der Sozialismus aber nicht an anderer Problematik verliert.

                  Ich fürchte, ich verstehe dein Argument nach, wie vor nicht ganz. Wieso sollte der Sozialismus z.B. nicht auch in einer nicht-überfluss-Gesellschaft funktionieren?

                  Ich bin gerade sowieso am suchen nach neuer Lektüre in der Richtung, das kommt sehr gelegen. Danke dir für den Tipp!

                  Viel Freude damit! :)

      • IceFoxX@lemm.ee
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        5 days ago

        Nein das arschig sein war schon zu Beginn unserer species… und sei es einen Artgenossen töten, weil dieser bei der Jagd erfolgreich war… Genauso findet man es auch in der Tierwelt. Es ist Teil des Überlebensinstinkt.

        Vor allem gibt es aber kein gut und böse. Das ist ein Konstrukt was sich die Menschheit in ihrer Entwicklung mit aufgebaut hat. Aber im Endeffekt gibt es kein gut und böse. Jeder erlebt seine eigene Realität

        • Prunebutt@slrpnk.net
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          5 days ago

          Nein das arschig sein war schon zu Beginn unserer species… und sei es einen Artgenossen töten, weil dieser bei der Jagd erfolgreich war…

          Wie gesagt: so hätte die Menschheit nie überlebt. Den “Artgenossen töten, weil dieser bei der Jagd erfolgreich war” ist ne beschissene Überlebensstrategie in einer Gruppe, weil das die Resourcen nachhaltig schmälert.

          Hier ist ein Video, das deine Aussage mit anthropologischen Beobachtungen widerlegt

          • IceFoxX@lemm.ee
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            5 days ago

            Starts directly with left/right-wing extremism, so I also turned it off directly. Are lions that steal the food of other lions now left-wing or right-wing extremists? Ridiculous.