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    23 days ago

    Danke für deine Antwort und Ausdauer :)

    Ich denke mal du extrapolierst da viel aus der Vergangenheit. Du nimmst an dass es keine wesentlichen Umbrüche in unserer Gesellschaft gibt und wir auch in 40 Jahren noch eine Gesellschaft haben werden, in der es Arbeiter und Rentner gibt, die Beiträge zahlen bzw. bekommen.

    Da es sich bei dem Rentensystem um einen Generationenvertrag handelt, halte ich es schon für angebracht, die Vergangenheit zu betrachten.

    Ich stimme dieser Grundannahme einfach nicht zu, d.h. ich glaube nicht bzw kann nicht glauben, dass diesee Konzept von Erwerbsarbeit noch viele Jahre andauern kann.

    Damit würdest du das Rentensystem allerdings sogar komplett gescheitert sehen. Denn wer heute für die heutigen Rentner zahlt, tut dies in der festen Erwartung, dass es später die dann arbeitenden Menschen für ihn tun. Du siehst die Zukunft der Erwerbsarbeit nicht gegeben, damit fällt dann jedoch das Kartenhaus zusammen.

    Du schreibst, in meinen Augen richtigerweise, dass deutlich weniger Arbeitskräfte benötigt werden. Daraus erfolgt jedoch keine Entspannung bzgl. Lohnerwerb/Abgaben. Ganz im Gegenteil. Die Dynamik sehen wir ja schon heute, wo bereits durch Automatisierung/Technisierung viele Tätigkeiten ohne Mensch erledigt werden können. Wenn nun aber weniger Menschen in Lohn und Brot sind, müssen sie ja trotzdem eine bestehende Menge Rentner finanzieren. Die sind ja bereits da, haben ein Leben lang gearbeitet und vertrauen darauf, dass das System sie trägt. Die gleichbleibende Last verteilt sich nun auf weniger Schultern. Wie gesagt, das passiert bereits heute, wo eine wachsende Menge Rentner von einer abnehmenden Menge Jüngerer getragen werden muss, wodurch sich die individuelle Belastung des einzelnen jüngeren erhöht.

    • Aniki@feddit.org
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      6 days ago

      Du schreibst, in meinen Augen richtigerweise, dass deutlich weniger Arbeitskräfte benötigt werden. Daraus erfolgt jedoch keine Entspannung bzgl. Lohnerwerb/Abgaben. Ganz im Gegenteil.

      Ja das ist das so genannte “Erwerbsarbeit-Paradoxon” (das habe ich eben so benannt).

      Wenn weniger Arbeitskräfte benötigt werden, dann verteilt sich das gesamte verfügbare Einkommen eben nicht auf weniger Arbeitsstunden - was bedeuten würde, dass die Löhne steigen. Stattdessen sinken die Löhne sogar aufgrund Angebot und Nachfrage, dem Grundprinzip des freien Marktes.

      Dieser Paradoxie gilt es zu begegnen, denn sie wirft sonst unsere Bevölkerung in die Armutsfalle. Wir müssen den Lohn vom freien Arbeitsmarkt entkoppeln. Das muss ein über-Bord-werfen der Prinzipien des freien Marktes bedeuten.


      Wenn nun aber weniger Menschen in Lohn und Brot sind, müssen sie ja trotzdem eine bestehende Menge Rentner finanzieren. Die sind ja bereits da, haben ein Leben lang gearbeitet und vertrauen darauf, dass das System sie trägt. Die gleichbleibende Last verteilt sich nun auf weniger Schultern.

      Das faszinierende ist, dass es der Intuition völlig entgegenläuft. Wenn Menschen weniger Arbeiten, würden sie mehr freizeit haben und sich auch mehr um Pflege kümmern können, sagt meine Intuition.

      • Quittenbrot@feddit.org
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        5 days ago

        Wenn weniger Arbeitskräfte benötigt werden, dann verteilt sich das gesamte verfügbare Einkommen eben nicht auf weniger Arbeitsstunden - was bedeuten würde, dass die Löhne steigen. Stattdessen sinken die Löhne sogar aufgrund Angebot und Nachfrage, dem Grundprinzip des freien Marktes.

        Ich glaube, das hängt eher damit zusammen, dass die Arbeitskräfte insgesamt einen immer kleineren Teil an der Wertschöpfung des Produkts haben. Wenn ein Auto bspw. zu 75% von Maschinen gebaut wird, dann steckt man als Firma verglichen zu früher auch mehr Geld in den Maschinenpark statt in Löhne und Gehälter.

        Das muss ein über-Bord-werfen der Prinzipien des freien Marktes bedeuten.

        Das Problem für die Arbeitskraft ist die unterschiedliche “Freiheit” des Marktes. Während Kapital und bspw. Produktionskapazitäten sich global relativ frei bewegen können, kann die Arbeitskraft das nicht. Wenn VW eine Fabrik nach China verlegt, fließen Kapital und Kapazität nach China, die (arbeitslose) Arbeitskraft bleibt aber in Deutschland zurück. Die Arbeitskraft stolpert also nicht über den freien Markt, sondern eigentlich darüber, dass der Markt für sie nicht so frei ist wie für andere Faktoren. Dazu passen auch die zunehmend protektionistischen Maßnahmen, die momentan überall aus dem Boden sprießen. Man schottet sich davor ab.

        Das faszinierende ist, dass es der Intuition völlig entgegenläuft. Wenn Menschen weniger Arbeiten, würden sie mehr freizeit haben und sich auch mehr um Pflege kümmern können, sagt meine Intuition.

        Das sind halt zwei verschiedene Paar Schuhe. Wenn Menschen weniger arbeiten, hätten sie mehr Zeit für “gesellschaftlich wertvolle” Dinge wie Altenpflege. Aber die Alten brauchen nicht nur Pflege, sondern primär in Form von Rente auch ein Einkommen. Und zwar eines, was dem momentanen Preisniveau möglichst entspricht. Jemand, der damals vielleicht 500 Mark den Monat verdient hat, braucht heute trotzdem 1000 Euro zum Leben (Beispielzahlen). Darum der umgekehrte Generationenvertrag, wo die Jungen durch Abgaben auf ihre aktuellen Löhne/Gehälter die Alten im heutigen Preisniveau finanzieren. Das Problem hat man zu lösen, entweder durch Systeme wie diesen Generationenvertrag oder bspw. durch auf Rendite basierenden Systemen, wo das Einkommen des einzelnen tatsächlich arbeitet und somit die Vorsorge dieses Menschen wird.

        • Aniki@feddit.org
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          5 days ago

          Die Arbeitskraft stolpert also nicht über den freien Markt, sondern eigentlich darüber, dass der Markt für sie nicht so frei ist wie für andere Faktoren.

          Womöglich würden die Grenzschließungen a la Trump aber auch das “Kapital” daran hindern, abzufließen, und dadurch leichter besteuerbar machen.

          • Quittenbrot@feddit.org
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            5 days ago

            Grenzschließungen à la Trump zielen vor allem erst mal auf fremde Menschen. Primär möchte er - und seine Brüder im Geiste hierzulande - das keine bösen Ausländer mehr auf den heimischen Markt kommen. In Trumps Fall wird dann vielleicht auch noch mit Zollschranken für ausländische Unternehmen gedroht. Aber den eigenen Unternehmen, beziehungsweise dessen reichen Besitzern, die ihn unterstützen und finanzieren, wird er wohl keine Steine in den Weg legen. Auch bei ihm gilt, dass die Regeln für den armen Hispano andere sein sollen als für seinen reichen Kumpel aus Texas.