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Mainz macht es daher richtig, wenn nach dem Erfolg der „Mainzelbahn“ nun auch die Innenstadt auf der Schiene erschlossen werden soll. Mit ihrem Ausbauprogramm setzt sich die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt ab von der anderen Landeshauptstadt rechts des Rheins. In Wiesbaden ist seit dem Nein zur dort als Citybahn bezeichneten Straßenbahn vor fünf Jahren noch immer keine zukunftsfähige Lösung für den Nahverkehr gefunden worden, und man ahnt, dass man auch dort nach Wahrung einer Schamfrist abermals Pläne für Schienenstrecken entwickeln wird. Das liegt umso näher, als eben auf der anderen Rheinseite ein gut geführter Straßenbahnbetrieb existiert, der nur nach Wiesbaden expandieren müsste.
Mit seinen Plänen befindet sich Mainz in guter Gesellschaft. Auch in Frankfurt wurde und wird die Straßenbahn erweitert, die in Bau und Unterhaltung weitaus weniger beansprucht als die U-Bahn. Darmstadt hat erst vor Kurzem eine Neubaustrecke fertiggestellt und plant eine weitere. Die Wiesbadener mögen nach Kiel blicken, wo man sich 1985 von der Straßenbahn getrennt hatte und nun mit hohem Druck an der Wiedereinführung arbeitet. In Bremerhaven wird der gleiche Schritt noch geprüft, in Erlangen hingegen haben die Bürger 2024 den Bau einer „Stadt-Umland-Bahn“ schon gebilligt. In Mainz muss man nichts wieder einführen, dort wurde die Straßenbahn niemals abgeschafft. Dass sie nun sogar neuerlich erweitert werden soll, lässt sich nur loben.