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    4 days ago

    Das ist mir zu kurz gedacht.

    Wählerumfragen zeigen, dass ein Großteil der Wähler:innen der CDU eine AfD-Koalition kategorisch ablehnen. Jetzt einfach jeden Wählenden rechts der Mitte als Fascho zu bezeichnen hilft nur dabei, den gesellschaftlichen Verfall und die Verrohung unseres Diskurses weiter zu beschleunigen.

    Ja, die CDU übernimmt fleißig Narrative über Probleme aus der AfD und ja, ich sehe das ebenfalls als ein Thema an, das den Aufstieg dieser Partei begünstigt hat. Aber es ist nicht der Grund dafür. Die AfD steht nicht aktuell als stärkste Kraft dar, weil die CDU einen falschen Umgang mit der Partei hat - sondern weil die Politik scheinbar keine Probleme mehr lösen kann und die Menschen (zumindest ein großer Teil) den Glauben daran verloren haben, dass unser demokratisches System ihnen dazu verhilft, in Zukunft besser zu leben als im Moment.

    Die Migrationsthematik setzt mMn nur auf dem viel größeren Problem der Verarmung der schwächsten in unserem Land auf, deren Einkommen sich seit Jahrzehnten entweder seitwärts bewegen oder sogar zurückentwickeln. Dieser gesellschaftlich-finanzielle Abstieg lässt sich beängstigend akkurat auf die Wählerschichten abbilden, die jetzt die AfD wählen. Größtenteils sind es Leute, die völlig den Glauben an das System verloren haben, weil sie seit Jahrzehnten nur Abstieg erleben.

    Das eben von mir beschriebene Problem ist eines, das dem Neoliberalismus unweigerlich einhergeht, weswegen ich nicht sehr optimistisch bin, dass die kommende Koalition hier gegensteuern wird. Das lustige ist ja, dass sogar Merz irgendwo verstanden hat, dass es das absolute Kernproblem ist, an dem Deutschland krankt, wenn er sagt, dass untere und mittlere Einkommen schnell mehr netto vom brutto haben sollen. Aber im Koalitionsvertrag steht dazu dann wiederum nichts konkretes.

    Edit: es gibt noch mehr, was ich zu dem Thema schrieben müsste, aber dazu fehlt mir die Zeit im Moment.

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      2 days ago

      Das ist mir zu kurz gedacht.

      Wählerumfragen zeigen, dass ein Großteil der Wähler:innen der CDU eine AfD-Koalition kategorisch ablehnen.

      Nein, zu kurz gedacht ist dieses Rausreden mit “aber die Leute sagen doch…”. Es ist egal, was sie sagen, wenn sie dann doch nichts tun und nur brav alles abnicken.

      Friedrich Merz erzählt, dass keine Zusammenarbeit mit der AfD statfinden wird, dreht sich um und bringt einen Antrag nur mit Stimmen der AfD durch. Dann behauptet er, es wäre nie passiert.

      Friedrich Merz kündigt Parteiausschlüsse für jeden an, der mit der AfD abstimmt, dreht sich dann um und behauptet die Zusammenarbeit wäre doch ganz normaler Teil der Demokratie. Und passiert ist es ja auch gar nicht.

      Friedrich Merz postuliert, dass es mit ihm eine Brandmauer gegen die AfD geben wird, ignoriert dann jede stattfindende Zusammenarbeit (s.o.), während er AfD Narrative übernimmt, und behauptet dann, das Wort Brandmauer wäre nie Teil seines Wortschatzes gewesen. Das hat er nie gesagt und wurde ihm nur von den Medien in den Mund gelegt.

      Und die Wähler gucken sich das an, lächeln und nicken und sagen sich, “Oh, es gibt also gar keine Zusammenarbeit mit der AfD., Dann ist ja alles gut! Weiter Richtung Faschismus, Fritze! Du schaffst das.”

      Und nein. Ich sage damit nicht, dass all diese Wähler, wenn sie dann zu Protokoll geben, dass sie die AfD ablehnen, Lügner sind, sie sich den Faschismus wünschen und nur nicht offen dazu stehen. Es gibt sicher auch Geisteskranke und Hirntote unter ihnen…

      Die AfD steht nicht aktuell als stärkste Kraft dar, weil die CDU einen falschen Umgang mit der Partei hat…

      Doch. Die AfD hat sich nciht geändert. Oder wenn überhaupt ist sie nur radikaler geworden. Was sich geändert hat ist, dass rassistischen Faschoschweine in unserem Land keine Angst mehr haben, offen zu ihrem Wahn zu stehen und ihn zu verbreiten. Und das haben sie nicht mehr, weil angebliche Politiker der Mitte ja die selben menschenverachtenden Lügen und faktenfreien Märchen erzählen.

      Was die AfD groß macht ist der völlig Absturz in Populismus statt Politik und hier steht die C*U, mit der Nachahmung all dessen, was schon bei ihren MAGA-Freunden funktioniert hat, um den Diskurs (und wohl langfristig auch das Land) zu zerstören, exemplarisch an vorderster Front.

      … sondern weil die Politik scheinbar keine Probleme mehr lösen

      Richtig. Die Politik, die die völlig verblödeten Wähler wählen, kann keine Probleme lösen. Und sie will es auch gar nicht.

      An der Stelle dann zu sagen, es ist ein Problem der Politik (als gäbe es nicht funktionale Alternativen, die einfach von rechter Propaganda -und ja an der Stelle meine ich explizit C*U-nahe Medien- erschlagen und dann nicht gewählt werden) und nicht derer, die immer wieder den selben Scheiß wählen und darauf warten, dass die diesmal was anderes machen, ist in der Tat… zu kurz gedacht.

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          20 hours ago

          Du sagst das so, als könnten Symtome nicht auch gleichzeitig Ursache für etwas anderes sein…

          Klar ist konstante Wahlwerbung der C*U für die AfD nur Sympton dafür, dass die C*U keine Inhalte und Lösungen hat aber aus purer Macht- und Geldgier trotzdem regieren will, selbst wenn es durch Populismus und mit Faschisten ist. Das bedeutet nicht, dass diese ständige C*U-Werbung für AfD Themen nicht Ursache für das Erstarken der AfD ist.

          Und du tust so, als liessen sich alle Ursachen einfach bekämpfen…

          Es gibt nunmal eine kleine Minderheit Faschisten (überzeugte und solche, die das nur als Mittel zur Macht sehen; der Übergang ist fließend). Es gibt nunmal ein Minderheit Menschen im Spektrum dumm und/oder rassistisch, die auf die Lügen reinfallen. Beides wirst du nicht wirklich los. Aber Symptombekämpfung im Sinne davon, Nazis klar zu machen, dass sie ihr Maul zu halten haben, und Bildung um die Gruppe der Dummen zu reduzieren, funktionieren halt auch.

          Und damit sind wir dann wieder beim selben Thema: Wer hat Jahrzehnte damit verbracht unserem Bildungssystem beim Zerfall zuzusehen und hat menschenverachtende Hetze im alltäglichen Diskurs etabliert, und damit genau die bisher zumindest leidlich funktionierende Symptombekämpfung kaputt gemacht? Aber nee… “kleine Paschas”-, “Sozialtourismus-Flüchtlinge”- und “Ausländer nehmen uns die Arztterminie weg”-Merz ist ja keine Ursache, sondern nur ein Symptom… 😂

          PS: Und ja auch das eklatante Medienversagen, bei dem alles, was kontrovers ist oder aufregt -egal wie unnötig oder dumm- für Klicks ausgeschlachtet wird, während sachliche Diskussion oder Information nahezu komplett verschwindet, wenn nicht sogar bestimmte Dummheiten gezielt für die Besitzer der Medienhäuser und deren Agenda gepushed werden, ist sicher nur ein Symptom. Aber vielleicht können wir erst die direkteren Probleme lösen, eher wir darüber diskutieren, dass der Kapitalismus in seiner Endphase uns gerade kaputt macht. Gern auch erstmal nur durch Symptombekämpfung…

          • torrentialgrain@lemm.ee
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            14 hours ago

            Moment, in deinem letzten Post waren noch alle Wählenden ab CDU Faschisten und jetzt ist es nur noch eine kleine Minderheit?

            Sorry, ich denke in der Sache sind wir nicht weit auseinander aber während du lieber eine halben Roman darüber schreibst, wieso Friedrich Merz ein Nazi ist, würde ich lieber die Probleme an der Wurzel angeht.

            Wer die Diskrepanz zwischen Jahrzehntelanger Extremismusforschung und den aktuellen Umfragen nur in der Rhetorik der CDU und der Medienlandschaft sucht, der will es sich halt ideologisch besonders bequem machen. Dabei ist es doch eigentlich eine interessante Aufgabe Mal etwas in die Tiefe zu gehen.

            Und ja, in der Tat ist es ebenfalls ein Symptom, dass Politiker wie Merz aktuell an die Spitze der Politik gespült werden. Was meinst du denn, wie solche Prozesse ablaufen?

            • Ooops@feddit.org
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              11 hours ago

              Da hast du mich falsch verstanden. Die Verteilung in der C*U (also Mitglieder wie (-Stamm-)wähler) würde ich mangels belastbarer Zahlen in ähnlichen Verteilungen erwarten, wie den Rest der Bevölkerung: ein paar wenige bösartige, machtgierige Lügner, ein paar zurückgebliebene, die wirklich an einem seit langem überkommenen Weltbild festhalten und deshalb mitmachen (hier auch gern die Rassisten einsortieren) und jeder Menge Idioten, die einfach nur mitmachen oder den Mist wählen. Und jetzt rate mal wer es davon an die Spitze schafft und wer nur stumpfsinnig alles abnickt.

              Wenn ich hier dann das grundlegende Probleme bei letzteren, den Wählern, sehe, liegt das vorallem daran, dass ich keine Zeitmaschine habe, um etwas an machtgierigen Deppen wie Merz mit einem Weltbild, das schon vor 40 Jahren von vorgestern war, oder MAGA- und Tech-Bro-Fascho-Fanbois wie Spahn zu ändern.

              Bei vielen der Wähler hab ich hingegen zumindest grundsätzlich noch Hoffnung, dass sie wirklich nur zu blöde sind, um zu begreifen, wie sie für den Faschismus jubeln, während sie angeblich dagegen sind…

              Aber das funktioniert nur, wenn man denen endlich mal klar macht, was sie anrichten. Und nicht in dem ich immer schön brav die populistischen Schreihälse an der Spitze in Schutz nehme, weil die ja gar nichts dafür können. Und auch nicht, in dem ich so tue als würden Leute nicht seit mehreren Jahren vor genau dem Verhalten, das die C*U hier an den Tag legt (Blockieren, Lügen im Wahlkampf, dann 180° Drehungen… und immer brav populistisch 3-4 Testballons am Tag starten und immer schnell zurückrudern, nur mit dem Ziel den Diskurs kaputt zu machen) warnen.

              Apropos… all das 1 zu 1 abgeguckt bei den Freunden westlich des großen Teichs. Und doch würde ich darauf wetten, dass die Wähler die Entwicklung in den USA nicht positiv sehen, nur um dann doch der Kopie hierzulande zuzujubeln…

              Klar können wir so tun als wären besagte Schreihälse nicht das Problem und wir sollten lieber tiefgehende Probleme lösen. Nur leider sind die halt diejenigen in der Position für solche Lösungen. Und damit dann doch das direkte Problem. Und wenn wir das Problem nicht lösen, brauchen wir auch über sonstige nicht diskutieren. Echte Probleme können wir gar nicht so schnell lösen, wie populistische Lügner ihren Wählern schon das nächste Narrativ eingetrichtert haben.