Lederer sieht den Grund dafür in der Mentalität in Deutschland. “Sie sind schon so satt, die wachsen im Wohlstand auf, fahren drei- bis viermal in Urlaub.” Das werde alles von den Eltern finanziert.
Wer der Kerl also implizit sagt: Wir brauchen endlich wieder einen Krieg, der das ganze Land zerlegt, damit eine Generation wieder in Schutt und Asche aufwächst. Die haben dann wenigstens wieder Bock auf Arbeit, um aus der Misere rauszukommen. Top Sache.
Wobei ich hier ja hinterfragen würde ob es wirklich “Bock auf Arbeit” und nicht eher “Bock auf weniger Misere” ist. Das sind zwei komplett verschiedene Dinge und gerade letzteres führt eher zu (selbst)Ausbeutung als Ersteres, weil da ein “keine andere Wahl” mit schwingt.
“Bock auf weniger Misere” liegt doch dazu Gen Z/Alpha nativ - Klimaschutz nur als Beispiel.
Die jungen indischen Azubis wüssten genau: “Wenn du schön leben willst, brauchst du Geld.” Sie reisten gerne, schickten aber auch viel Geld nach Hause zu ihrer Familie. “Die arbeiten nicht 40 Stunden, sondern am liebsten 48 Stunden.” Sie nutzten die Möglichkeit, neben der Ausbildung noch einen Minijob in seinem Betrieb zu machen, und verdienten dadurch abends oder am Wochenende nochmal 550 Euro hinzu. Im ersten Lehrjahr gibt es knapp 1.000 Euro.
Also 1000 € inklusive zusätzlichen Nebenjob? Es ght hier ganz klar ums Geld. Billiger kann keiner für den Fleischermeister arbeiten. 40 - 48 Std./Woche plus zusätzliche Stunden durch den Nebenjob. Mit einem Einkommen von 1000 € im Monat kann man nur schwer in Deutschland leben. Als ich selbst noch Auszubildener im Handwerk war, habe ich 990 DM verdient (ca. 507 €). Das konnte ich mir nur leisten, weil ich noch bei meinen Eltern gewohnt habe.
Wahrscheilich wird tendenziell auch immer weniger Fleisch gegessen, und das erschwert natürlich die Suche nach Auszubildenden. Auszubildende sind heute aich viel emanzipierter als noch von 10 oder 15 Jahren. Mittlerweile ist man viel besser vernetzt und kann sich über Gehälter, Löhne, Arbeit viel leichter austauschen und hat damit auch eine bessere Verhandlungsposition gegenüber potentiellen Arbeitgebern. Die Azubis sind nicht “satt”, sondern haben es satt, zu den bestehenden Bedingungen (Arbeitskultur - Boomer-Mindset im Handwerk, Geld) zu arbeiten.
Wahrscheilich wird tendenziell auch immer weniger Fleisch gegessen, und das erschwert natürlich die Suche nach Auszubildenden.
Ist das Sarkasmus oder verstehe ich deinen Punkt da nicht?
Ich kann mir schon vorstellen, dass insgesamt weniger Fleisch gegessen wird, bedingt duch die entsprechende Aufklärung über das Internet (natürlich nur bei denen, die sich auch dafür interessieren und sich zunehmend auch öfter fleischlos ernähren). Diese Beobachtung ist natürlich anekdotisch, so werden z.B. in meinem sozialen Umfeld auch öfter mal vegetarische oder vegane Sachen gekauft und gegessen. Das reduziert den Fleischkonsum dann in der Folge. Ich selbst esse längst nicht mehr so viel Fleisch wie noch vor 10 Jahren.
Ich lkann mir gut vorstellen, dass durch ein sich zunehmend ändernden Essverhalten (vor allem bei jüngeren Generationen) auch die Nachfrage an Auszubildenden in der Fleischerei-Branche verringert, zumal auch viele Fleischereien schließen müssen, da sich keine Nachfolger finden. Daher ist dieses Berufsbild bei vielen sicherlich unattraktiv.
Upsi, hab narürlich vorbildlich den Artikel nicht gelesen und nicht gewusst, dass es sich um einen Fleischereibetrieb handelt…
“Jeder Aufwand ist für viele Unternehmer schon zu viel.” Ihnen sei schon zu viel, die Azubis in Frankfurt/Main vom Flughafen abzuholen oder ihnen Wohnraum zu besorgen. Auf die Frage, ob auch die Unternehmer zu satt seien, sagte Lederer: “Ha ja.”
Azubis aus Deutschland zu satt, Unternehmer auch zu satt. Hauptsache er hat mal was gesagt. Dass eine Metzgerlehre dank mieser Bezahlung, Arbeitsbedingungen und fraglicher Zukunftsaussichten nun mal nicht unproblematisch ist wird geschickt verschwiegen.
Ja weil die Leute zu viel Tofu essen! Die sind halt einfach zu satt.
Das hätte es früher nicht gegeben. Da haben die Leute noch gehungert. Da konnte man die für die Hälfte vom Mindestlohn einstellen und die waren so fleißig, dass die sich sogar noch einen Nebenjob besorgt haben.
Heutzutage fahren die sogar mit ihren Eltern in den Urlaub!
Absolut sinnloser Müll, was der da von sich gibt.
Ja man, die Inder lassen sich wenigstens noch vernünftig ausbeuten! Da können sich die Deutschen ruhig mal eine Scheibe abschneiden!
Das Problem ist fürchte ich, dass mit einer Lehre in der Metzgerei das schöne Leben sehr weit weg ist. Google sagt irgendwo zwischen 2400-2800€ brutto monatlich. Das kann für jemanden aus dem Ausland richtig Kohle sein, quasi so als wenn wir Deutschen in die Schweiz gehen bzw. noch krasser, aber selbst im ländlichen BaWü wird es damit mit Haus, Auto und sozialem Aufstieg schwierig. Es hat einen Grund, warum die Leute studieren gehen - wenn du die Wahl zwischen “Studium + Bürojob + locker nen tausender mehr im Monat” hast und “Metzger + sozial nicht so angesehen + im Blut waten”, dann ist die Entscheidung eigentlich recht einfach.
Der Chef hier vergisst auch, dass er gewissermaßen eine Positiven-Auswahl macht. Blöd gesagt schaffen es die unfähigen Schluffis aus Indien auch nicht in ein internationales Ausbildungsprogramm und dann hast du natürlich die fitteren und motivierteren Leute als wenn Marcel aus der 9b um die Ecke kommt, der noch nicht so genau weiß, was er nach der Schule machen soll
Ich sags ganz ehrlich, mir ist gesellschaftlicher Stillstand lieber als gesellschaftliche Entwicklung in die falsche Richtung. Z.B. wieder hin zu mehr Fleisch-Konsum.
Neoliberale Propaganda! Was könnten wir für eine entspannte Gesellschaft sein, wenn alle satt, bescheiden und rücksichtsvoll wären. Unser bedingungsloses Grundeinkommen hauptsächlich von Maschinen erwirtschaftet, deren Gewinn nicht mehr in die Hände einer kleinen Elite gepustet würde.
Außerdem Metzger, ernsthaft?! Es fehlen Menschen, die für ziemlich wenig Geld das Gewebe industriell vernichteter Lebewesen auseinander schneiden? Wollen die mich absichtlich triggern?!
Interessant ist, dass das Kernproblem gar nicht in einem Streit zwischen “Ausbeuter-Chef” und “Faulenzer-Belegschaft” liegt, sondern viel tiefer.
In unserer Gesellschaft ist es viel schwieriger geworden, den Lebensstandard der Kindheit (=der Eltern) zu steigern. Einmal, weil wir einfach schon einen vergleichsweise immens hohen Lebensstandard haben, außerdem, weil sich der Kuchen durch die Globalisierung auf viel mehr Köpfe verteilt. So füllen jetzt eben Inder, für die es noch eine klare Wachstumsperspektive gibt, die Stellen, die für Deutsche nicht mehr attraktiv sind.
Auf die Antwort auf dieses globale Verschieben bin ich noch gespannt, denn erst mal sehe ich da für Deutschland (die Bevölkerung, nicht die Unternehmen!) das Problem des wirtschaftlichen Abschwungs, wenn immer mehr Wertschöpfung an uns vorbeigeht, bspw. durch Produktionsverlagerungen ins Ausland.
In unserer Gesellschaft ist es viel schwieriger geworden, den Lebensstandard der Kindheit (=der Eltern) zu steigern
“Halten” wäre ja oft schon schön.
Mein Papa hat sich vor ungefähr 40 Jahren ein Haus für umgerechnet 150 000€ gekauft, dasselbe Haus wird jetzt auf ungefähr 1,3 Millionen geschätzt. So krass ist der Unterschied zwischen seinem Verdienst damals und meinem jetzt aber leider nicht.
Iss mal ein paar Avocadotoast weniger und steh früher auf, dann wird das.
/s
Die globale Produktion ist auch gestiegen. Es gibt viel mehr “Kuchen” zu verteilen. Und das Problem sind auch nicht Zugang zu Konsumgütern, sondern v.a. zu langfristigen Lebenmsinvestitionen wie selbstgenutzeter Immobilie. Die Wohnung in München ist aber nicht deswegen unbezahlbar, weil jetzt auch China die Mitelschicht Autos und Kühlschränke hat.
Nominell gewiss. Einerseits braucht man aber durch zunehmende Automatisierung immer weniger Menschen pro Gut, andererseits hat ein ehem. Mitarbeiter von VW oder Siemens nichts davon, dass das Unternehmen mit seinen neuen Werken in Osteuropa oder China super gute Geschäfte macht. Die “Teilhabe” der Bevölkerung am wirtschaftlichen Geschäftsmodell unserer Unternehmen geht zurück.
Zumal ein Unternehmen wie VW mittlerweile sein Wachstum im hohen Maße über Exportmärkte wie China abbildet und entsprechend schlecht dasteht, wo dieser Markt nicht mehr so gut funktioniert (denn natürlich wollen die Chinesen diesen Markt selber abdecken, trotz “wachsendem Kuchen”). So gesehen verlieren diese Unternehmen zunehmend ihre Verwurzelung im Land, sind längst eher internationale als deutsche Unternehmen.
Europäer haben sehr lange das globale Geschehen dominiert und die Welt nach ihren Wünschen geformt. Das dreht sich jetzt, mit der Dominanz schwindet allerdings auch die wirtschaftliche Vormachtstellung.
Vielleicht mal den Zoll beim Betrieb des Herrn vorbeischicken.
Ist doch gut, dass sich jemand halbwegs kompetent um Migration und Integration kümmert.
Ernsthaft. Ist in Deutschland echt selten. Da darf er auch ruhig ein bisschen blubbern.
Integration ist, wenn man Migrant:innen gegen Deutsche mithilfe von late stage capitalism Geschwurbel ausspielt.